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Archive for 3. Mai 2006

Der Adelung

Tja, und nun wird es ganz extravagant – aber sollte irgendjemand hier doch Interesse an der Rubrik "Literatur" zeigen, könnte sich dieser Link als nützlich erweisen. Was unter Literaturwissenschaftlern meist kurz als "Der Adelung" firmiert, ist ein von von dem Germanisten Johann Christoph Adelung (1732-1806) 1774 herausgegebenes "Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart". Es ist das erste große Wörterbuch der deutschen Sprache. Interessant ist es unter anderem deshalb, weil man hier nachschlagen kann, wenn man wissen möchte, ob Gottlob Benjamin Pfeil unter "blöde" dasselbe verstand wie wir. (Tat er nämlich nicht zwingend – damals, im 18. Jahrhundert, so finden wir im Adelung, war ein "blöder Mensch" auch einer, der "schüchtern in Gesellschaft" war). Stößt man also auf Ungereimtheiten im Text, kann man, ehe man wilde Vermutungen anstellt, warum die holde Jungfer ihrem Romeo mitten in der Liebesszene plötzlich Blödheit vorwirft, zunächst Adelung fragen, was er dazu sagt. Vielleicht hat ja das Wort bloß in den letzten 250 Jahren die Bedeutung ein wenig verändert. Und wer dazu nicht immer in die Bibliothek laufen mag, der kann den Adelung jetzt, dankenswerterweise, auch im Internet abrufen: http://mdz.bib-bvb.de/digbib/lexika/adelung/ . Die Bedienung ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber mit hartnäckigem Suchen findet man meist das passende. Und wenn man möchte, kann man sogar die Seiten des Originals betrachten.

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Lateinwörterbuch online

Nun wird es exotischer – ein Lateinwörterbuch. Ja, es gibt Leute die brauchen sowas – und sei es nur, um herauszufinden, was ein lateinisches Zitat bedeutet, das irgendwo in einen Text eingestreut ist. Meist reicht es ja (alle Lateinlehrer werden mich jetzt vermutlich steinigen 😉 ), wenn man sich an den Wortbedeutungen entlanghangelt. CommTec bietet solch ein Lateinwörterbuch online an, falls man nach erfolgreich bestandenem Latinum eine große Bücherverbrennung veranstaltet und das Ponds-Lateinwörterbuch verfreudenfeuert hat. Hier ist es zu finden: http://www.commtec.de/wb/index.php

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Leo.org

Das Internetwörterbuch der LEO GmbH: http://dict.leo.org/ ist vielseitiger und wesentlich umfangreicher als wörterbuch.info, und es hat den Vorteil, neben deutsch-englisch auch deutsch-französisch und deutsch-spanisch zu übersetzen. Allerdings ist die Handhabung ein wenig aufwendiger als bei wörterbuch.info, und man kann nicht explizit nach Synonymen suchen. Dafür gibt es – für den, der das ewige Nachschlagen leid ist – Vokabeltrainer. (Äh…kennt ihr irgendwen, der Vokabeln ernsthaft lernt ??? 😛 ). Wenn man ein englisches Wort nicht bei wörterbuch.info findet, kann man es hier versuchen. Ist es hier nicht zu finden, dann hilft allerdings nur eins: ran an den Bücherstapel, und den Langenscheid ausgraben 😉 .

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Wörterbuch.info

Die Seite http://www.woerterbuch.info/ ist ein ausgesprochen nützliches Tool für Leute, die schnell die Übersetzung eines Wortes (englisch-deutsch oder deutsch-englisch) brauchen und dummerweise beim Arbeiten gerade das Englisch-Wörterbuch an die unterste Stelle im meterhohen Bücherstapel verlegt haben. Besonders praktisch ist, dass das Wörterbuch zusätzlich auch nach Synonymen für Wörter suchen kann. Die Auswahl lässt sich natürlich nicht mit dem Synonymwörterbuch von Duden oder dem großen Langenscheidt vergleichen, aber dafür ist die Eingabeoberfläche denkbar schlicht und übersichtlich. Für das einfache Nachschlagen ideal.

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Nützliche Links

Gerade, während der Internetrecherchen für meine Magisterarbeit, habe ich den Entschluss gefasst, eine weitere Kategorie auf meinem Blog zu eröffnen. Oder, genauer gesagt, eine vorhandene Kategorie ein wenig zu erweitern. Ich werde unter der Rubrik „Links“ ab jetzt auch nützliche Links sammeln, sofern sie denn im weitesten Sinne „literarisch“ sind oder mit Tee zu tun haben. 🙂 Schon, damit ich mich nicht pausenlos in meinen Firefox- Bookmarks verheddern muss.

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Auf dieses Drama – entstanden 1756 – bin ich während der Literaturrecherchen zu meiner Magisterarbeit gestoßen. Johann Gottlob Benjamin Pfeil (1732-1800) studierte in Leipzig Jurisprudenz und zählte später, als bereits etablierter Justizrat, zum Bekanntenkreis des jungen Goethe. Er besaß selbst (leider!) keinen besonderen literarischen Ehrgeiz. Neben der „Lucie Woodvil“ publizierte er nur noch einen Roman “Die Geschichte des Grafen von P.“ (1756). Außerdem schrieb er eine „Abhandlung vom bürgerlichen Trauerspiele“, die insofern bemerkenswert ist, weil sie als die erste zusammenhängende theoretische Äußerung über diese damals neue dramatische Gattung gelten kann.

"Lucie Woodvil" enstand in der Nachfolge des weit bekannteren Lessing-Stückes "Miss Sara Sampson", mit dem das bürgerliche Trauerspiel in Deutschland Einzug hielt. Oft wird Pfeil vorgeworfen, er habe bei Lessing abgeschrieben. Aber so ganz stimmt das nicht – auch wenn Ähnlichkeiten gewiss nicht "rein zufällig" sind. Jedenfalls hat Pfeil ein ganz eigenes Drama geschrieben, voller Liebe und Hass, Stolz und Rache, Mord und Selbstmord.

"Der Schauplatz ist auf dem Schlosse des Ritters Willhelm Southwell." so heißt es zu Anfang. Und dort verbleiben wir auch, da sich Pfeil an die klassischen aristotelischen Bauprinzipien eines Dramas hält, die da unter anderem die Einheit des Ortes fordern.

Im Mittelpunkt des Stückes steht die Titelheldin, Lucie. Sie ist als Mündel des besagten Ritters Willhelm aufgewachsen, der für seine Großzügigkeit, das von seinen Eltern ausgesetzte Mädchen in seinen Haushalt aufgenommen zu haben, allseits gepriesen wird. Zusammen mit Lucie aufgewachsen ist Karl, der Sohn Sir Willhelms – feurig, jung, von seiner unwiderstehlichen Männlichkeit überzeugt. Es geschieht, was geschehen musste: die beiden verlieben sich ineinander, und Karl gelingt es, Lucie ins Bett zu bekommen. Was heutzutage nicht allzu schreckliche Folgen haben müsste, war damals ein Skandal: Lucie, die als elternloses und damit auch besitzloses Mädchen nichts als ihren guten Ruf in eine mögliche Ehe einzubringen hat, wäre ruiniert, sollte die Sache bekannt werden. So ist ihr spätenstens, als sie von Karl schwanger wird, klar: entweder Karl legitimiert sie und ihr Kind noch, indem er sie heiratet, oder sie steht, im wahrsten Sinne des Wortes, vor dem Nichts. Zumal sie in diesem Falle das Wohlwollen ihres Gönners Sir Willhelm vermutlich verlieren würde. Karl aber hat leider inzwischen eine andere Frau im Kopf: Amalie, die Tochter von Sir Willhelms Freund Robert. Im Gegensatz zu der temperamentvollen, leidenschaftlichen und stolzen Lucie, ist Amalie "immer sich selber gleich" – tugendhaft, sittsam und vernünftig, stets in der Lage, ihre Gefühle der Notwendigkeit unterzuordnen. Sir Willhelm fördert die Verbindung Karls mit Amalie nach Kräften, und es sieht düster für Lucie aus. Als Karl ihr das Angebot unterbreitet, doch als seine Mätresse zu leben, sobald er mit Amalie verheiratet sei, packt die stolze Lucie der Zorn. Sie fährt Karl – zumindest verbal – an die Kehle, woraufhin dieser, ob dieses unweiblichen Zornausbruchs in seinem Stolz gekränkt, endgültig zu Amalie umschwenkt.

Doch er hat die Rechnung ohne Amalies selbstlose Tugendhaftigkeit gemacht: obwohl Amalie Karl nach eigenem Bekennen liebt, ist sie – da sie als Lucies Freundin deren Umstände kennt – bereit, auf Karl zu verzichten und drängt ihn, zu Lucie zurückzukehren. Zusammen mit Lucies Bemühungen, die ihren Zorn herunterschluckt, führt das tatsächlich dahin, dass alles gerettet scheint: Karl will bei seinem Vater um die Erlaubnis ersuchen, Lucie heiraten zu dürfen, ist sogar auf einmal Feuer und Flamme für diese Idee. Hinzu kommt, dass ein alter Verehrer Lucies, den sie nie erhört hat (weil sie zu diesem Zeitpunkt noch auf Karl hoffte), unglücklich vom Pferd stürzt und ihr, tugendhaft wie er ist, auf dem Sterbebett noch sein Vermögen hinterlässt. So ist sie auch noch finanziell eine hervorragende Partie für Karl geworden.

Nur, der alte Sir Willhelm weigert sich zur Überraschung aller Beteiligten, der Hochzeit zuzustimmen. Denn, was außer dem alten Willhelm nur sein Freund Sir Robert weiß: Lucie ist in Wirklichkeit Sir Wilhelms uneheliche Tochter – also Karls Schwester! Doch mochte der alte Ritter dies aus Stolz, um nicht den Fehltritt, ein uneheliches Kind zu haben, vor seinen Kindern eingestehen zu müssen – nie öffentlich zugeben. Auch als die beiden vor ihm stehen und heiraten wollen, bringt er es nicht über sich, ihnen die Wahrheit zu sagen – und das ist ihrer aller Verderben.

Denn nun sieht die stolze Lucie keinen Ausweg mehr. Als Sir Willhelm, ohne eine vernünftige Erklärung, ihren Karl nach Amerika verschiffen lassen will, um ihn von ihr zu trennen (nachdem die beiden vorher heimlich geheiratet hatten), beschließt sie, angestachelt von ihrer "lasterhaften" Zofe Betty, aus Verzweiflung, verletztem Stolz und Rachsucht, Sir Willhelm zu vergiften. Denn, so die Rechnung, ist der Alte erst tot, könnte Karl, als sein Erbe, sofort zurückkommen.

Doch als Lucie Sir Willhelm sterben sieht, überkommen sie doch Gewissensbisse. Denn, auch wenn sie es sich wünscht, sie ist nicht "vollständig böse" – sie kann ihr Gewissen nicht beruhigen. Und als Karl, der inzwischen von Sir Robert, dem Freund seines Vaters, die Wahrheit über seine Schwester erfahren hat, beunruhigt zurückkehrt, um sich Gewissheit zu verschaffen (er mag es – wer kann es ihm verdenken – nicht glauben, dass er seine eigene Schwester geschwängert und geheiratet hat), da fliegt alles auf: Lucie begreift, dass sie von ihrem eigenen Bruder schwanger ist und ihren leiblichen Vater gerade ermordet hat. Voll verzweifeltem Zorn ersticht sie zuerst ihre Zofe Betty, von der sie sich "zum Laster verführt" sieht, und begeht anschließend Selbstmord. Übrig bleibt Karl, der sich selbst treu bleibt und, nach anfänglicher Reue, Lucie verführt zu haben, alle Schuld von sich weist – und dem Wahnsinn verfällt.

Soweit zur Handlung. Vermutlich würde Ähnliches heutzutage als Seifenoper im Fernsehen laufen – und höchst erfolgreich sein.

Sicher, es gibt immer wieder einige Passagen, die ein wenig zu "tugendsam" sind – Pfeil war eben der Aufklärung und bürgerlichen Idealen verpflichtet, daher musste er die moralische Lehre für seine Zuschauer einflechte. Amalie und ihr Vater Sir Robert erscheinen manchmal ein wenig farblos und langweilig, wenn sie sich seitenlang über Tugend, Vernunft und "Bändigung der Hitze" (also der Leidenschaften) verbreiten. Aber da ist Lucie – wild, widersprüchlich, stolz, verliebt, zornig, verletzt und rachsüchtig, immer wieder hin- und hergerissen zwischen ihren Gefühlen. Da ist Karl, ein selbstsüchtiger, wankelmütiger, unreifer Casanova, der sich für ungemein männlich hält (was von seinem Diener Jakob in einigen unwahrscheinlich witzigen Passagen mit beißender Ironie kommentiert wird). Da ist Sir Willhelm – schuldzerfressen, weil er weiß, dass er mit seinem Schweigen falsch handelt, und der es doch aus Stolz nicht über sich bringt, seinen Kindern die rettende Warheit zu sagen. Diese drei sind ungemein lebendig und glaubhaft geschildert, besonders Lucie sprüht förmlich vor Leben, falls man das von einer Dramenfigur denn sagen kann. Der Widerstreit ihrer Gefühle ist nachvollziehbar, denn viele kennt man – aus anderen Situationen und mit weniger verheerendem Ausgang freilich – von sich selbst. Pfeil war, ob er es beabsichtigt hatte oder nicht, ein guter Beobachter.

Wer sich mit dem Stil des Stückes anfreunden kann (es stammt nun einmal aus dem 18. Jahrhundert 😉 ), der mag es versuchen. Es ist nicht allzu lang (verglichen mit Goethes Faust) und liest sich – von den tugendsamen Ergüssen Amalies einmal abgesehen – unwahrscheinlich spannend. Ich jedenfalls war begeistert. Und es ist eine nette Abwechslung zu den Klassikern, die man gewöhnlich in der Schule vorgesetzt bekommt. Warum nur haben wir das nie im Deutschunterricht gelesen??

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Was ist Literatur?

Literatur ist, folgt man Gero von Wilperts "Sachwörterbuch der Literatur" , der "gesamte Bestand an schriftlich Aufgezeichnetem und Schriftwerken jeder Art einschließlich wissenschaftlichen Arbeiten über alle Gebiete, vom Brief bis zum Wörterbuch und von der juristischen, philosophischen, geschichtlichen oder religiösen Abhandlung bis zur politischen Zeitungsnotiz."

Donnerwetter!

Immerhin, hiermit scheint die Bezeichnung "literarisch" für meine Teestube gerechtfertigt, blickt man auf das zu erwartende bunte Bücherallerlei.

Allerdings, so lesen wir bei Wilpert weiter, "faßt Literatur seit der Verselbstständigung der Einzelwissenschaften im engeren Sinne als Gegenstand der Literaturwissenschaft mehr die sogenannte schöne Literatur, die Belletristik", die "in der Dichtung ihre höchste Form erreicht".

Soweit zur offiziellen Begriffsdefinition. Wenn man nun allerdings ein wenig herumfragt unter denjenigen, die nicht gerade ein Literaturlexikon zur Hand haben (was, ohne irgendjemanden kränken zu wollen, auf die Mehrheit derer zutreffen dürfte, die zufällig diese Seite lesen 😉 ), dann wird man vermutlich eine andere Antwort erhalten.

"Goethe", "Schiller" oder vielleicht auch "Günter Grass" würden da wohl als Beispiele fallen, weil eben doch die meisten von uns an ihre eigene Schulzeit denken dürften, und an das, was da im Deutschunterricht als "lesenswert" präsentiert wurde.

Und für genau diese – mittlerweile oft zu unrecht geächtete – Unterart der Literatur soll hier meine Kategorie "Literatur" stehen. Für all die Werke, die man eigentlich nur noch im Deutschunterricht oder im Literaturwissenschaftsstudium an der Universität liest, von denen aber viele ganz unwahrscheinlich spannend sind. (Nicht alle, zugegeben, aber das trifft ja auch auf die Romanabteilung von Buchhandlungen zu, oder?)

Ich erhebe hier nicht den Anspruch auf literaturwissenschaftliche Richtigkeit oder Vollständigkeit im Rahmen eines Lektürekanons. Ich möchte einfach nach und nach Kurzrezensionen einiger Texte schreiben, die mir im Laufe meines Studiums begegnet sind, und die ich, ganz persönlich, einfach unheimlich gerne gelesen habe. Als Anregung, für all jene, die wie ich ungern Katzen im Sack kaufen, und die bei Reclamheften immer die Inhaltsangabe auf der Rückseite vermissen, die einem erzählen würde, worum zum Henker es in diesem verflixten, unattraktiv gelben Heftchen denn gehen soll.

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